Moderne Apps und Onlineshops tauschen pausenlos Daten untereinander aus. Oft geschieht das über sogenannte Web-APIs (Web Application Programming Interfaces), die nach einem Prinzip arbeiten, das „REST“ heißt. Man liest häufig, dass eine API „RESTful“ sein müsse, um als wirklich gut zu gelten. Beide Wörter klingen fast gleich, doch sie stehen nicht für dasselbe. In diesem Beitrag erfährst du ausführlich und ohne Fachchinesisch, worin der Unterschied liegt, warum er wichtig ist und wie du ihn in der Praxis erkennst.
Der Ursprung von REST
REST ist die Abkürzung für „Representational State Transfer“. Dieser Begriff wurde im Jahr 2000 vom US-amerikanischen Informatiker Roy Fielding geprägt, der in seiner Doktorarbeit die Grundlagen und Prinzipien für moderne Web-Schnittstellen entwickelte. Fielding definierte sechs zentrale Designprinzipien und Bedingungen, die eine effiziente und skalierbare Kommunikation zwischen Client und Server ermöglichen sollen. Jede Bedingung beschreibt eine Voraussetzung, die eine REST-API erfüllen muss, um als RESTful zu gelten. Diese Prinzipien bilden die Basis für das, was heute als REST-Architektur oder REST-Architekturstil bekannt ist.
Die sechs zentralen Leitgedanken gemäß Fielding
1 Client–Server-Trennung
Das erste Kriterium der RESTful-APIs ist leicht zu verstehen: Der Client (dein PC) ist ausschließlich für Darstellung und Nutzerinteraktion zuständig, der Server ausschließlich für Geschäftslogik. Weil beide Seiten klar getrennt bleiben und sich nur über Anfragen austauschen, lassen sich Frontend und Backend unabhängig weiterentwickeln, testen und skalieren, ohne einander zu beeinflussen.
2 Zustandslosigkeit (Statelessness)
„Stateless“ bedeutet, dass der Server sich nichts merkt, was bei früheren Aufrufen zwischen ihm und dem Client ausgetauscht wurde. Jeder Aufruf (Request) enthält alle Informationen, die zur Bearbeitung nötig sind. Jede Client-Anfrage wird dabei unabhängig voneinander von den Servern verarbeitet, wobei die Server die empfangenen Daten auswerten und die gewünschten Ressourcen bereitstellen. Vorstellen kann man sich das wie eine Postkarte, auf der Absender, Empfänger und Nachricht zusammenstehen. Das klingt erst einmal unflexibel, erleichtert aber das horizontale Skalieren enorm: Brauchst du morgen drei statt nur einem Server, kann jeder von ihnen dieselbe Postkarte lesen und beantworten, ohne erst in irgendeinem Speicher nach früheren Postkarten suchen zu müssen.
3 Cachebarkeit
Alles, was ein Server zurückgibt, darf grundsätzlich auf dem Client zwischengespeichert werden, solange er dem Client sagt, wie lange das Ergebnis gültig bleibt. Ein Cache kann zum Beispiel dein eigener Browser sein. Somit werden die Ladezeit und die Serverlast erheblich reduziert. Der effiziente Datenaustausch zwischen Client und Server profitiert von der Cachebarkeit, da weniger Anfragen und Übertragungen notwendig sind. Entscheidend ist, dass der Server selbst entscheidet, ob und wie lange eine Information im Cache gespeichert werden darf, damit niemand veraltete Daten bekommt.
4 Einheitliche Schnittstelle (Uniform Interface)
Alle Ressourcen, also die Daten, auf die der Client zugreifen möchte, werden auf einheitliche Weise angesprochen. Die eindeutige Adressierung jeder Ressource erfolgt dabei über einen Uniform Resource Identifier (URI), der als standardisierter und konsistenter Identifikator dient. Das geschieht über klar strukturierte URLs wie zum Beispiel /users oder /orders/15 sowie durch vier grundlegende HTTP-Methoden: GET holt Daten, POST legt neue Daten an, PUT oder PATCH ändern bestehende Daten und DELETE entfernt etwas. Diese HTTP-Methoden, auch als HTTP-Befehle bezeichnet, sind essenziell für die Interaktion mit der REST-Schnittstelle und ermöglichen die gezielte Manipulation und Abfrage von Ressourcen.
Die Repräsentation der Ressourcen-Inhalte beim Client erfolgt danach meist im Format JavaScript Object Notation (JSON-Format), das leicht lesbar und unabhängig von der Programmiersprache ist. Alternativ kann auch das XML-Format verwendet werden, das insbesondere bei älteren API-Standards wie SOAP (Simple Object Access Protocol) verbreitet war, jedoch als weniger flexibel gilt.
Außerdem gibt der Server Statuscodes zurück, die anzeigen, ob die Anfrage erfolgreich war (Statuscode 200 OK) oder nicht (z.B. 404-Fehlercode). Diese Einheitlichkeit macht das Ganze leicht erlernbar: Wer einmal verstanden hat, wie ein Endpunkt aussieht, findet sich in der gesamten API zurecht.
5 Schichtenarchitektur (Layered System)
Schichtenarchitektur (Layered System) bedeutet, dass zwischen der Anwendung auf dem Client und dem eigentlichen Server beliebig viele Zwischenstationen liegen können, zum Beispiel für Sicherheitsprüfungen, Weiterleitungen oder Zwischenspeicherungen. Jede dieser Ebenen erledigt nur ihre eigene Aufgabe und spricht dabei dieselbe Standardsprache wie die anderen. Weil jede Schicht nur ihre direkte Nachbarschicht kennen muss, kann man einzelne Ebenen austauschen, hinzufügen oder abschalten, ohne den übrigen Datenverkehr zu stören.
6 Code on Demand (optional)
Im Gegensatz zu den anderen fünf Punkten ist dieser letzte nicht verpflichtend. Er erlaubt dem Server, bei Bedarf kleinen Programmcode an den Client zu schicken, den dieser direkt ausführt. Diese Funktion bietet zusätzliche Flexibilität, da sie es Entwicklern ermöglicht, dynamische Funktionen bereitzustellen und Unternehmen erlaubt, ihre Anwendungen effizienter und anpassungsfähiger zu gestalten. Das erweitert die Möglichkeiten, ist aber kein Muss. Viele APIs verzichten darauf komplett und gelten trotzdem als vollständig RESTful, weil dieser Punkt ausdrücklich optional ist.
Was „RESTful“ wirklich bedeutet
Sobald Entwicklerinnen und Entwickler diese sechs REST-Regeln anwenden und daraus eine echte Programmschnittstelle bauen, stellt sich die Frage, wie konsequent sie dabei vorgehen. Erfüllt eine einzelne API mindestens die ersten fünf der sechs REST-Gedanken sauber und konsequent, kommt das Adjektiv „RESTful“ ins Spiel. RESTful ist also kein neues Konzept, sondern eine Qualitätsaussage.
Ein kurzer Blick auf den Bau und ein Beispiel einer RESTful API
Angenommen, du entwickelst einen Onlineshop. Deine Kundin möchte alle Bestellungen sehen, die sie bisher aufgegeben hat. In einer REST-Architektur erfolgt dies durch eine Client-Anfrage, bei der HTTP-Methoden wie GET oder POST als HTTP-Befehle genutzt werden, um auf eine Ressource zuzugreifen oder sie zu manipulieren. Wenn deine API RESTful sein soll, stellst du diese Information unter einer leicht verständlichen Adresse bereit, etwa /orders. Ein GET-Aufruf liefert eine Liste aller Bestellungen – in der Regel im JSON‑Format – sowie einen Statuscode, zum Beispiel 200 OK. Von all dieser Kommunikation und dem Datenaustausch zwischen Client und Server bekommt die Kundin nichts mit. Sie klickt in deinem Onlineshop einfach auf „Meine Bestellungen“ und sieht in kürzester Zeit die komplette Liste ihrer Bestellungen.
Möchte die Kundin eine neue Bestellung anlegen, sendet der Client (also ihr PC) ein POST auf dieselbe Adresse. Der Server antwortet mit 201 Created und gibt die genaue URL der neuen Bestellung, zum Beispiel /orders/15 zurück. Wichtig: Der Server merkt sich dabei nicht, wer die Kundin ist. Jede Instanz bleibt zustandslos, ganz im Sinne des REST-Prinzips.
Die Sicherheit von REST
Die Sicherheit von RESTful APIs ist ein zentrales Thema in der modernen Entwicklung von Webanwendungen. Da REST APIs oft sensible Daten zwischen Client und Server übertragen und als Schnittstelle zu wichtigen Funktionen einer Anwendung dienen, sind sie ein beliebtes Ziel für Angreifer. Typische Bedrohungen wie SQL-Injection, Cross-Site-Scripting (XSS) oder Cross-Site-Request-Forgery (CSRF) können erhebliche Schäden verursachen, wenn RESTful APIs nicht ausreichend geschützt sind.
Um REST APIs sicher zu gestalten, sollten Entwickler von Anfang an auf bewährte Sicherheitsmaßnahmen setzen. Dazu gehört zum Beispiel die konsequente Validierung und Filterung aller eingehenden Daten, um Angriffe wie SQL-Injection zu verhindern. Auch die Authentifizierung und Autorisierung spielen eine große Rolle: Nur berechtigte Clients sollten Zugriff auf bestimmte Ressourcen und Funktionen erhalten. Die Kundin in unserem Beispiel muss sich etwa zunächst in ihren Account einloggen, bevor sie ihre vergangenen Bestellungen einsehen kann.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verschlüsselung der Kommunikation zwischen Client und Server – am besten über HTTPS. So bleiben sensible Informationen wie Account-Daten oder Zahlungsinformationen geschützt. Zusätzlich sollten Entwickler darauf achten, dass RESTful APIs keine unnötigen Informationen preisgeben, etwa durch zu detaillierte Fehlermeldungen.
Wer RESTful APIs entwickelt, sollte regelmäßige Sicherheitstests und Code-Reviews fest in den Entwicklungsprozess integrieren. So lassen sich Schwachstellen frühzeitig erkennen und beheben. Mit diesen Maßnahmen bleibt die REST-Architektur nicht nur flexibel und leistungsfähig, sondern auch sicher.
Wo verwendet hosttech RESTful APIs?
Wie du vielleicht schon weisst, verwenden wir bei hosttech ebenfalls RESTful APIs in unseren verschiedenen Projekten. Ein Beispiel dafür wäre der Website Creator. Dort verwenden wir die REST-Prinzipien für die Kommunikation zwischen Backend (der Bereich, in dem du deine Website erstellst) und Client (wo deine Besucher die Seite sehen).
Auch in unserer Cloud-Lösung, dem virtual Datacenter, kannst du eine RESTful API einsetzen, um via HTTPS-Anfragen direkt auf deine Cloud-Infrastruktur zuzugreifen. So benötigst du dafür kein Webinterface. Alle Funktionen, welche du vom Cloud Control Panel kennst, sind über diese API zugänglich. Es stehen auch API-only Methoden zur Verfügung, um Aktionen zu skripten und zu automatisieren.
Fazit
Ob App oder Onlineshop: Alle wollen heute blitzschnell Daten austauschen. Genau dabei helfen die sechs REST-Prinzipien. Wer sich konsequent daran hält, baut nicht nur funktionale, sondern auch skalierbare und wartbare APIs. Die Bedeutung von RESTful APIs liegt in ihrer Flexibilität, Funktion und zentralen Rolle für Unternehmen, Entwickler, Systeme, Architekturen, Webdienste und deren Komponenten. Sie ermöglichen effizientes API Management und unterstützen die Integration und Verwaltung moderner IT-Landschaften.
Kurz gesagt: Wer heute eine Web-Schnittstelle entwickelt, fährt langfristig besser, wenn er die sechs Ideen von REST konsequent in die Praxis umsetzt.
